Nein zur Miet-Initiative: Wohnungsnot bekämpft man mit Bauen – nicht mit Formularen
- Carlos Reinhard
- 28. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Am 28. September 2025 stimmen wir im Kanton Bern über die sogenannte Miet-Initiative ab. Die Vorlage verlangt, dass bei Wohnungsmangel ein amtliches Formular verpflichtend wird, mit dem Vermieterinnen und Vermieter den vorherigen Mietzins offenlegen müssen. Was auf den ersten Blick nach Transparenz und Fairness klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als bürokratisches Alibi-Projekt ohne Wirkung – und mit riskanten Nebenwirkungen.
Die Initiantinnen und Initianten suggerieren, dass mehr Papier das Wohnraumproblem lösen könne. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Wohnungsnot in weiten Teilen des Kantons Bern hat ihre Ursachen in einem chronischen Mangel an Neubauten, verursacht durch zu langsame Verfahren, überbordende Regulierung und eine Politik, die Investoren mit Einsprachen und Auflagen systematisch abschreckt.
Gleichzeitig wächst die Bevölkerung – unter anderem durch eine anhaltend hohe Zuwanderung. Diese Kombination von steigender Nachfrage und zu wenig Angebot treibt die Mieten in die Höhe. Wer wirklich bezahlbaren Wohnraum schaffen will, muss den Mut haben, genau hier anzusetzen – mit vereinfachten Bauverfahren und einem verlässlichen rechtlichen Rahmen für Investitionen.
Die Miet-Initiative blendet diese Realität aus. Statt Lösungen vorzuschlagen, setzt sie auf neue Pflichten, die pauschal alle Vermieter treffen – selbst in Regionen ohne Wohnungsknappheit. Dass bereits heute ein umfassender Mieterschutz besteht und die Anfangsmiete rechtlich angefochten werden kann, wird von den Initianten gerne verschwiegen. Ebenso wenig erwähnt wird, dass in jenen Kantonen, in denen die Formularpflicht schon eingeführt wurde – wie Zürich oder Basel-Stadt – keine messbare Wirkung auf die Mietpreisentwicklung nachgewiesen werden konnte.
Dazu kommt ein rechtliches Risiko: Wird das Formular nicht korrekt ausgefüllt, drohen schwerwiegende Konsequenzen bis hin zur Nichtigkeit des Mietvertrags. Das schafft zusätzliche Unsicherheit – gerade für private Vermieter, die den Grossteil des Wohnungsmarkts tragen. Und es schreckt potenzielle Investoren ab, genau in den Bereichen zu bauen, wo Wohnungen heute am dringendsten gebraucht würden.
Ich sehe die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt, aber ich bin überzeugt: Mehr Bürokratie bringt uns keinen Schritt weiter. Wer es ernst meint mit bezahlbarem Wohnraum, muss das Bauen erleichtern – nicht Formulare vorschreiben. Die Miet-Initiative ist gut gemeint, aber schlecht gemacht. Sie ist ein klassisches Beispiel für Symbolpolitik, die am Problem vorbeigeht.
Ich empfehle Ihnen deshalb ein klares Nein zur Miet-Initiative.







